Während Beschäftigte und Gesundheitsinitiativen an der Basis für eine bedarfsgerechte, öffentlich finanzierte und demokratisch geplante Krankenhausversorgung streiten, werden an der Spitze die Weichen für die zukünftige Gesundheitspolitik gestellt – ohne Beteiligung oder gar Anhörung der Betroffenen. Mehr oder weniger unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit findet in Düsseldorf seit 48 Jahren der Deutsche Krankenhaustag im Rahmen der Medica statt, auf der die neuesten Errungenschaften der Gesundheitsindustrie vorgestellt werden.

Veranstaltet wird der jährlich stattfindende Krankenhaustag von der GDK „Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag“, einem exklusiven Gremium, dem außer der DKG „Deutsche Krankenhausgesellschaft“ nur der VDK „Verband der Deutschen Krankenhausdirektoren“ und der VLK “Verband der leitenden Krankenhausärztinnen und -ärzte, angehören. Offenbar will man bei der Planung des zukünftigen Krankenhauswesens keine unangenehmen Überraschungen erleben. So ist bei den geladenen Referentinnen und Referenten neben verschiedenen Berufsverbänden und Privatunternehmen zwar der Marburger Bund als Vertretung der Krankenhausärztinnen und -ärzte vertreten, aber weder ver.di als Gewerkschaft aller im Gesundheitsdienst Beschäftigten noch Vertretungen von Patientinnen und Patienten oder gar irgendwelche zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich ebenfalls mit der Zukunft der Gesundheitsversorgung befassen, sind geladen.

Dennoch sollten sich Beschäftigte und Bevölkerung für die Tagung interessieren, vor allem da diesmal ein hoher Vertreter der Bundeswehr mit einem Vortrag dabei ist. So geht es am Nachmittag des zweiten Tages darum, wie die Krankenhäuser in die militärischen Strukturen der Bundeswehr integriert und kriegstüchtig gemacht werden können. Referent Dr. Michael Zallet, Generalarzt und seit April 2025 Kommandeur der klinischen Versorgung des ebenfalls neu eingerichteten „Kommando Gesundheitsversorgung der Bundeswehr“, spricht zum Thema „Was kommt im Rahmen eines bewaffneten Konfliktes im Bündnisfall auf die Kliniken zu?“. Für die Beschäftigten, die ihren Beruf ergriffen haben, um kranken Menschen zu helfen, bedeutet das die Aussicht, Teil einer Kriegsmaschinerie zu werden. Auch geht es darum, ob wir in einer Welt leben wollen, in der militärisches Denken in Fragen von Leben und Tod die Regeln bestimmt.

Am letzten Tag findet zum zweiten Mal ein „Internationaler (Deutsch-Chinesischer) Krankenhaustag“ als besonderes Highlight statt. In der Volksrepublik China sieht man offenbar einen Kooperationspartner, von dem man sowohl in Fragen traditioneller chinesischer Medizin als auch in Bezug auf eine zukünftige sektorenübergreifende technisch und digital hochgerüstete Gesundheitsversorgung vieles lernen kann. Letztendlich sollen Tagung und Messe beiden Seiten dazu dienen, sich weiter zu vernetzen, Handelshemmnisse abzubauen und die gegenseitigen Märkte erfolgreich zu erschließen.

Der technische Fortschritt im Gesundheitswesen wird die jetzigen Strukturen stark verändern.  Allerdings sollten die Veränderungen im Interesse und unter Einbeziehung der Beschäftigten und der Bevölkerung demokratisch geplant werden, damit sich das Gemeinwohl durchsetzt und nicht Kriegs- oder Profitlogik die Bedingungen diktieren.

Unsere Forderungen lauten nach wie vor:

  • Eine patientenorientierte, barrierefreie, wohnortnahe und selbsthilfefreundliche Gesundheitsversorgung für alle!
  • Gemeinwohlorientierung und Gewinnverbot!
  • Stopp der Privatisierung von Krankenhäusern!
  • Abschaffung des DRG-Fallpauschalensystems!
  • Gute Arbeitsbedingungen und verbindliche Personalschlüssel für alle Bereiche im Krankenhaus!
  • Demokratische Planung und Steuerung in die Hände aller!

Für Rückfragen und persönliche Stellungnahmen stehen wir gerne zur Verfügung.

Bündnis für ein gemeinwohlorientiertes Gesundheitswesen in NRW
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