Gesundheit ist keine Ware, und Gesundheit von Kindern schon gar nicht.
Wir machen uns große Sorgen um eine zeitnahe und kompetente Versorgung kranker Kinder in NRW. Bereits 2021 warnte der Marburger Bund davor, dass eine zeitnahe Versorgung kranker Kinder nicht mehr möglich ist. Auch die DGKJ, die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, warnt vor weiteren Schließungen von Kinderstationen bzw. -Kliniken.
Zwischen 1991 und 2022 ist die Bettenzahl der Pädiatrie (Kinderheilkunde) um 30% gesunken, obwohl die Fallzahlen im gleichen Zeitraum gestiegen sind.
Gerade in der Kinder- und Jugendmedizin gibt es z. B. durch Infektionswellen enorme Belegungsschwankungen und zudem weniger geplante oder planbare Krankenhausaufenthalte als in der Erwachsenenmedizin. Trotzdem muss zu jeder Zeit die Ausstattung für Notfälle vorgehalten werden.
Dadurch können Kinderkliniken in belegungsschwachen Zeiten nicht wirtschaftlich arbeiten, wohingegen in belegungsstarken Zeiten das Personal kaum ausreicht, um alle zu behandeln. Die Folge: Patient*innen können nicht zeitnah behandelt werden.
Im Dezember 2022 wurde das besonders drastisch deutlich: Jede 2. Klinik musste kranke Kinder abweisen, weil keine Intensivbetten und auch keine Betten auf Normalstationen mehr frei waren.
Wir brauchen…
- … wohnortnahe Kinderstationen mit kindgerechter Architektur
- … ausreichend Platz, um gerade im Falle einer schweren Erkrankung auch der Familie Raum zu geben
- … ausreichend Zeit für die Behandlung und für die betroffenen Eltern und Geschwister
Diese dringend benötigte Zeit kann nicht in DRGs (Fallpauschalen) erfasst werden. Sie wird aber benötigt, um Kindern zu ermöglichen, gesund zu werden oder mit einer chronischen Erkrankung leben zu können.
Wir brauchen…
- … mehr gut ausgebildete Kinderärzt*innen und Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*innen und ausreichend Weiterbildungsangebote
- … Arbeitsbedingungen, die dazu führen, dass Ärzt*innen und Pflegekräfte im Beruf bleiben oder sich für dieses Berufsfeld entscheiden
- … eine bessere Vernetzung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor, damit gerade in strukturschwachen Regionen keine Versorgungslücken entstehen